Bei einer Begehung eines Standortes im Kreis Ludwigsburg, mit einem Vorkommen von Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Feuersalamander, Bergmolch, Teichmolch und Fadenmolch, erwartete uns eine ebenso unerfreuliche wie irritierende Entdeckung.

In einem der extra für Amphibien angelegten Kleingewässer befanden sich Guppys einer „Hochzuchtform“. Offensichtlich hat hier jemand seine Aquarienfische an einem ihm besonders geeignet erscheinenden Ort freigelassen.

Auf den ersten Blick mag dies nur kurios und nur unter einem Tierschutzaspekt verwerflich erscheinen. Die zurzeit herrschenden Temperaturen hätten den Guppys wohl schnell ein Ende gesetzt. Allerdings zeigt dieses Beispiel wieder wie eklatant unvernünftig mit „Billigtieren“ aus dem Tierhandel umgegangen wird.

Mit Guppys als „Millionenfisch“ werden sowohl in Mittel- Südamerika wie auch in Asien Mückenplagen bekämpft. Die zurzeit frisch schlüpfenden Molchlarven sind deutlich kleiner als Mückenlarven, wachsen deutlich langsamer und brauchen deutlich länger bis zur Umwandlung. Wären die Guppys für längere Zeit in dem Gewässer geblieben, wäre der Fortpflanzungserfolg der Amphibien (auch der von evtl. noch laichenden Unken) zumindest reduziert worden. Unter klimatischen Bedingungen wie 2020 wäre das Gewässer für die Saison als Fortpflanzungsgewässer evtl. mit Ausnahme des Feuersalamanders komplett ausgefallen.

Weiter kommen viele der Hochzuchtformen aus Zuchtbetrieben die es nur dank massiven Antibiotikaeinsatz schaffen die Keimbelastung/Krankheiten der Fische im Griff zu behalten. Entsprechend besteht die Gefahr, dass nach Absetzen der Medikamente diese ausbrechen. Resistente Keime sind aus der Aquaristik bekannt. Ein Überspringen solcher Keime/Krankheiten auf andere Wasserlebewesen stellt ein weiteres potentielles Risiko dar.

Randnotiz: In dem Tümpel fanden sich im Gegensatz zu zwei gleichwertigen Tümpeln weder Kreuzkrötenquappen noch Unken. Dies mit den Fischen in Verbindung zu bringen ist allerdings spekulativ zumal wir erst von einem kürzlich erfolgten Besatz mit den Guppys ausgehen.

Wir hoffen zumindest mit dem rechtzeitigen Entfernen der Guppys den Schaden minimiert zu haben und verweisen auf die entsprechende Stelle im „Positionspapier zum Erhalt von permanenten und temporären Kleingewässern in Baden-Württemberg“.

Text: Alexander Pieh, Fotos: Michael Scheiber